BIM – Building Information Modelling – revolutioniert die Baubranche. Die Digitalisierung von Projekten mit Hilfe von Daten wird in Zukunft alle Sektoren durchdringen. Daniel Simons, für das Thema BIM im Bereich Forschung und Entwicklung bei nesseler bau verantwortlich, über die Methodik, die für ihn allerdings mehr Evolution als Revolution ist.
BIM ist inzwischen bei neuen Projekten nicht mehr wegzudenken. Ist die Branche darauf vorbereitet?
BIM ist in unserer Unternehmensgruppe seit 2012 ein Thema und hat stetig an Bedeutung gewonnen. Zunächst kam BIM nur im internen Bereich zum Einsatz, doch seit nunmehr ca. vier Jahren wenden wir 3D-Modelle auch zunehmend in der Zusammenarbeit mit externen Partnern an. Das heißt, viele Projekte laufen zu einem wichtigen Teil über BIM.
Wie wichtig ist BIM bei nesseler bau?
In unseren sechs Geschäftsfeldern ist das Verwenden von digitalen Modellen bereits überwiegend Standard: Das Geschäftsfeld Rohbauten funktioniert ausschließlich auf Modellbasis. In diesem Fall ist das sehr sinnvoll und bringt einen erheblichen Mehrwert. Das gilt auch für die meisten Ausbaugewerke, in denen sich, vor allem in den Flächengewerken, die Modellierung sofort bezahlt macht.
Aber damit BIM funktioniert ist eine Vielzahl von Daten erforderlich, um aussagekräftige Modelle zu entwickeln: Bei uns werden diese Daten automatisch, entsprechend unseren Anforderungen, digital zusammengetragen. Anders sieht es aus, wenn wir Daten von Externen erhalten. In diesem Fall bedarf es vielfach noch eines Adaptierungsprozesses. Jedoch ist dieser zusätzliche Prozess essenziell: Denn bei der Modellierung geht es um die Erzeugung von exakten, strukturierten Daten, die über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zur Verfügung stehen. Das ist einer der großen Vorteile von BIM, aber auch eine der großen Herausforderungen. Es müssen Standards entwickelt werden, mit denen wir und unsere Partner arbeiten können und die wir gemeinsam verwenden. Die Entwicklung und Implementierung von neuen Standards ist daher fundamental. Wir wirken daran in den zuständigen Gremien, z.B. bei der BAUINDUSTRIE NRW, mit und bringen dort gerne unser Praxiswissen ein.
Eine Schwierigkeit ist, dass jeder noch mit eigenen Standards arbeitet, die zum Teil mit anderen nicht kompatibel sind?
Das Fehlen von allgemein akzeptierten und verwendeten Standards ist das Hauptproblem. Wir haben uns daher entschieden, die Entwicklung von internen Standards voranzutreiben, da wir nicht auf Standards von außen warten können. Darauf aufbauend entwickeln wir Methoden und Werkzeuge, um an Daten und Modellierungsstandards unserer Partner anzudocken. Sobald allgemeine Standards zur Verfügung stehen, können wir entscheiden diese zu übernehmen oder die entsprechenden Schnittstellen bereitzustellen.
Der Vorteil von Standards liegt klar auf der Hand: Das Prüfen von Papierplänen gehört der Vergangenheit an, die Kontrolle erfolgt über BIM und findet direkt zwischen den Beteiligten statt. Zur Zeit arbeiten wir an einem Schulprojekt in Köln, das wir komplett mit BIM abwickeln. Vom Auftrag über den BIM-Projektabwicklungsplan bis hin zum As-built Modell. Neben der Anpassung an die Standards des Auftraggebers ist dies für uns auch mit einer maßgeblichen Anpassung der Arbeitsmethodik verbunden. Zum Beispiel arbeiten klassische Rollen wie der Projektleiter oder der Planungskoordinator nun gemeinsam mit einem BIM-Manager im Projekt und wachsen dadurch selber in die Anwendung der BIM-Methodik hinein.
Hat die eher traditionelle Baubranche noch Schwierigkeiten mit der Digitalisierung?
2012, als wir bei nesseler mit BIM begonnen haben, da waren viele noch der Meinung, die BIM-Arbeitsweise sei nur eine Modeerscheinung, die schnell wieder ad acta gelegt würde. Inzwischen ist ein Paradigmenwechsel im Gange. Der überwiegende Teil der am Bau Beteiligten hat inzwischen verstanden, dass Building Information Modelling eine konstante Evolution ist. Das Thema wird uns auch weiterhin begleiten und die gesamte Branche durchdringen. Ob man das nun positiv sieht oder negativ. Wir haben in unserem Unternehmen bereits mehrere Projekte komplett mit BIM abgewickelt. Je weiter wir in der Anwendung der BIM-Methodik fortschreiten, desto mehr erkennen wir den Wert für unser gesamtes Unternehmen. Wir konnten feststellen, dass die umfangreiche Arbeit, die in der Erzeugung von strukturierten Daten steckt, echte Früchte trägt. Denn die erforderlichen Projektdaten werden nur ein einziges Mal erfasst und nicht, wie in der Vergangenheit erforderlich, in jedem Prozess-Schritt neu gesammelt. Projekte die in der BIM-Methodik abgewickelt werden, laufen erkennbar reibungsloser, je besser sich die einzelnen Beteiligten in das große Ganze einbinden lassen. Für uns ist klar, dass wir auf diesem BIM-Weg weiter vorangehen werden.